top of page

Alles hat auch seine Vorteile

Lesezeit:

5 Minuten

Genre

Kurzgeschichte

Klappentext

Eigentlich wollte ich nur abends nach der Arbeit nach Hause fahren. Doch ein paar gestresste Fußgänger mit heruntergezogener Kapuze und der mächtige Dauerregen machten die Fahrt dann doch etwas abenteuerlicher als gedacht.

Audio

  • ingredient 1

  • ingredient 2

  • ingredient 3

  • ingredient 4

  • ingredient 5

  • ingredient 6

  • ingredient 7

  • ingredient 8

In Textform

Regen prasselt auf die verdreckte Fensterscheibe meines in die Jahre gekommenen Autos, während ich auf alten Pflastersteinen die Straße hochfahre. Mein Scheibenwischer ist im Dauereinsatz und meine Rettung, wenn es darum geht, die Umgebung trotz des Regens im Blick behalten.

Immer wieder muss ich abrupt stehen bleiben, weil sich Leute mit heruntergezogener Kapuze und erhöhtem Stresslevel vor mein Auto begeben.

So auch jetzt. Diesmal ist es sogar eine junge Dame mit Kind die waghalsig gerade so noch vor mir auf die andere Straßenseite flüchtet. <<Glück gehabt, im doppelten Sinne>> sage ich leise und stelle mit einer Mischung aus ironischer Dankbarkeit und genervter Stimmung fest, dass sich durch das viele abrupte Anhalten mein Reaktionsvermögen zunehmend verbessert.

Irgendwie hat wirklich alles seine Vorteile dachte ich laut und zuckte etwas mit den Schultern. Selbst etwas, was man auf den ersten Blick nicht mit etwas Positivem verbinden würde.

Mit dieser erkenntnisreichen Erkenntnis ausgestattet, erreiche ich endlich die Hauptstraße. Doch diesmal blieb ich sogar freiwilllig stehen und schaute lieber nochmal, ob sich nicht doch wieder ein Mensch meinem Auto näherte.

Doch diesmal war kein Mensch in Sicht und so drücke ich wieder mit dem Fuß auf das Gaspedal und biege auf die Hauptstraße ein. Etwas mehr als einen Kilometer Fahrweg habe ich noch vor mir.

Es ist schon etwas später am Abend, was auch erklärt, warum vor und hinter mir kein weiteres Auto zu sehen ist und die Reifen meines Autos die Einzigen ihrer Art in dieser Straße sind, die sich ihr Gummi an dem Asphalt aufreiben.

Etwas ungeduldig versuche ich mir durch kurze Blicke nach Rechts und Links die Fahrtzeit etwas spannender zu gestalten. Immer wieder bekam ich dabei zugezogene Gardinen von alten, vielseitig verzierten Häusern zu Gesicht. Nur vereinzelt gewährte ein Bewohner noch ein Einblick in seine eigenen Wände oder hatte noch Lust zusätzlich auch noch das Licht an zu lassen in seiner Wohnung. Viel Spannender wurde meine Reise dadurch also nicht. Zum Glück war es jetzt auch nicht mehr weit bis nach Hause und ich konzentrierte mich wieder auf das was vor mir lag.

Mit leichtem Erstaunen musste ich wenig später dann noch feststellen, dass ich mittlerweile doch nicht mehr der Einzige Verkehrsteilnehmer hier war. Ein grüner Scoda fuhr mit großem Abstand hinter mir. Der kann mir jetzt aber auch egal sein, denke ich laut und bremse ein letztes Mal, um wenig später in die Straße einzubiegen, wo ich wohne.

Froh und geschafft stellte ich mein Auto auf meinem Lieblingsteckplatz ab und steige aus. Ich war einfach nur von der Arbeit nach Hause gefahren und hatte trotzdem so viel erlebt, dass ich jetzt zuhause nicht mehr viel machen wollte und gleich nach der Ankunft mein Schlafzimmer aufsuchte.

So ging ich auch noch verhältnismäßig früh schlafen. Alles hat halt seine Vorteile.

bottom of page